Regionale Stärkeprodukte: erste Wahl für eine bessere Umweltverträglichkeit

Plastikflut, Ressourcenverbrauch oder Klimawandel sind spätestens seit „Fridays for Future“ Schlagworte, die die Auswirkungen unseres modernen Lebensstils etikettieren. Einen Teil der Lösungen auf die drängenden Fragen unserer Zeit bietet die Stärkewirtschaft. Bei einem Pressegespräch anlässlich der Internationalen Grünen Woche in Berlin im Januar 2020 zeigten Dr. Peter Haarbeck, Geschäftsführer des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft (VGMS e.V.) und Gustav Deiters, Präsidiumssprecher VGMS und Geschäftsführer Crespel & Deiters GmbH & Co. KG die zentrale Bedeutung regionaler stärkehaltiger Rohstoffe für zukunftsweisende Lösungen auf.

Weizenproteine ein Baustein der Welternährung

Die Weltbevölkerung wächst und mit ihr der Bedarf an Nahrungsmitteln. Um im Jahr 2050 rund zehn Milliarden Menschen nachhaltig ernähren zu können, spielt die Verfügbarkeit von hochwertigen Proteinen eine Schlüsselrolle. Aus dem nachwachsenden Rohstoff Weizen werden in der Stärkeindustrie hochwertige Proteine gewonnen. Mittels Extrusion entstehen sogenannte „texturierte Proteine“, die vielfältige Einsatzmöglichkeiten in der Lebensmittelwirtschaft finden.

„Der Markt für texturierte pflanzliche Proteine wächst, deren Anwendungsgebiete sind vielfältig. Mit der Extrusion steht der Lebensmittelindustrie ein wichtiges Werkzeug zur Verfügung, um eine flächenschonende Proteinversorgung der Menschen sicherstellen zu können“, erklärt Gustav Deiters, Sprecher des VGMS-Präsidiums, in Berlin. Texturierte Proteine dienen nicht nur zur Proteinanreicherung, sondern auch zur Nachbildung von Texturen, sie geben dem Endprodukt die gewünschte Stabilität, z. B. für vegetarische und vegane Produkte als Ersatz für Fleisch oder Fisch und optimieren sensorische Eigenschaften.

Gut verpackt dank Stärke – Vorteile für Ressourcenschutz & Ökobilanz

Verpackungen spielen in nahezu sämtlichen Bereichen in Wirtschaft und im privaten Bereich eine zentrale Rolle, sie sorgen für einen sicheren Transport und den Schutz von hochwertigen Gütern, egal ob Lebensmittel oder Autoteile. Die Nachfrage nach nachhaltigen Verpackungslösungen aus Papier, Karton und Pappe ist seit Jahren steigend. Das Wachstum im Online-Handel und beim Export von Waren sind Gründe ebenso wie die Diskussion über die weitgehende Vermeidung von Plastikmüll.

„Der Einsatz von Wellpappe als Verpackung ist hier gleich mehrfach attraktiv“, sagt Gustav Deiters. „Zum einen ist der CO2-Fußabdruck von Wellpappe mit knapp 700 kg CO2/t fünfmal geringer als der von Kunststoff mit rund 3.500 kg CO2/t. Zum anderen wird Wellpappe bis zu 20 Mal wiederverwertet. Und sie ist zu 100 Prozent recyclebar. Dabei macht die Verwendung stärkebasierter Hochleistungsklebstoffe das Recycling erst möglich. Verpackung ist auch indirekt gut für die Ökobilanz: Sie schützt wertvolle Güter und damit Ressourcen“, so Deiters weiter.

Rohstoff Weizen: Agrarprodukt mit multifunktionalen Eigenschaften

Aus regional angebautem Weizen werden Stärke und pflanzliche Proteine gewonnen. Diese weizenbasierten Rohstoffe aus der EU sind Gentechnik-frei und erzeugen dank ihrer räumlichen Nähe zu den Stärkeerzeugern geringe Transportemissionen.

Das Weizenkorn hat einen hohen ernährungsphysiologischen Nährwert und besteht zu rund 70 Prozent aus Stärke, 14 Prozent aus Proteinen mit hochwertigen Aminosäuren sowie ungesättigten Fettsäuren, Ballaststoffen, Vitaminen und Mineralstoffen.

Die Stärkeindustrie erreicht mit 99 Prozent Ausbeute eine nahezu vollständige Rohstoffverwertung und garantiert so einen effizienten und ressourcenschonenden Umgang mit diesem nachwachsenden Rohstoff.

Die hochwertigen Stärke- und Proteinprodukte aus heimischen Rohstoffen sind wesentlicher Baustein zur Verringerung des Mangels an Futterproteinen in der EU. Weizenbasierte Flüssigfuttermittel sorgen für eine ausgewogene, nährstoffreduzierte Fütterung bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Umweltauflagen wie zum Beispiel der Düngeverordnung.

Stärkeprodukte können zu einer längeren Haltbarkeit von Lebensmitteln beitragen und wirken so Lebensmittelverschwendung entgegen.

Zukunftstrends, Innovationen und Qualiätssicherung in der Stärkeindustrie

Der Bedarf nach Alternativen zu petro-chemischen Produkten steigt stetig. Der Wirtschaft kommt hier die Aufgabe zu, innovative, neue Lösungen anzubieten, die flexibel auf Verbraucherbedürfnisse eingehen und zugleich einen schonenden Umgang mit Natur und Umwelt ermöglichen. Pflanzenbasierte Stärkeprodukte können einen wichtigen Beitrag zur nachhaltigen Lösung von Fragen des Klima- und Umweltschutzes liefern, indem sie z. B. als natürliche Bindemittel- und Coatingsysteme eingesetzt werden. Lösungen müssen in der gesamten Wertschöpfungskette gefunden werden, Innovationen können maßgeblich dazu beitragen, dass Landwirte und Verarbeiter mit den Folgen der weiter verschärften Düngeverordnung umgehen können.

In vielen technischen Bereichen können umweltkritische Inhaltsstoffe wie Mineralöl-Produkte nach und nach durch nachwachsende, biologisch abbaubare stärkebasierten Inhaltsstoffe ersetzt werden. Die europäische Stärkeindustrie arbeitet kontinuierlich an Innovationen und der Verbreiterung von Funktionen und Einsatzmöglichkeiten ihrer Stärkeprodukte im technischen Bereich wie in Lebensmitteln. Dabei geht es darum, sich ändernden Kunden- und Verbraucherbedürfnissen auf nachhaltige und umweltfreundliche Art und Weise gerecht zu werden sowie mit neuen Anwendungen, Antworten auf drängende Fragen zu geben.

Die offizielle Pressemitteilung sowie weitere Hintergrundinformationen finden Sie hier auf der Webseite des Verbands der Getreide-, Mühlen- und Stärkewirtschaft VGMS e.V.

Januar 2020