Von der Weizenstärke zur Wellpappe
Crespel & Deiters startet Non-Food-Bereich …

In den 1970er Jahren erwacht die Bundesrepublik Deutschland jäh aus ihrem knapp zwei Jahrzehnte anhaltenden Wirtschaftswundertraum. Die Geschäfte normalisieren sich, das Wachstum stagniert. In Folge schreibt das Land auf einmal hohe Arbeitslosenzahlen, die der Westdeutsche so, seit der Zeit nach Ende des 2. Weltkriegs, nicht mehr kannte. Währenddessen haben die Mitarbeiter bei Crespel & Deiters gut zu tun. Denn das Weizenstärkegeschäft wird weniger von der allgemeinen Wirtschaftslage, als von der europäischen Agrarpolitik beeinflusst. Und die meint es gut mit dem westfälischen Unternehmen.

Stärke für die Papierindustrie

Auch heute ist Weizen in der EU durch eigenen Anbau und fehlende Zölle günstiger als Mais aus den USA.

Auch heute ist Weizen in der EU durch eigenen Anbau und fehlende Zölle günstiger als Mais aus den USA.

War Mais bis dahin der günstigere Rohstoff für die Stärkeproduktion, schaltet Brüssel Mitte der Siebziger Jahre die Preise für Mais und Weizen gleich. Da die EU auf Mais teure Importzölle erhebt, ist der heimische Weizen nun klar im Vorteil. Der günstigere Preis und die schnellere Verfügbarkeit des Rohstoffs eröffnet Crespel & Deiters nun neue Möglichkeiten. Schon lange denkt der Ibbenbürener Weizenstärkespezialist über eine Ausweitung seiner Leistungen in die Papierindustrie nach. Ressourcen hat Crespel & Deiters dafür ausreichend, allein das Anwendungs-Know-how zur Entwicklung von Spezialstärke für die Papierherstellung fehlt dem Unternehmen damals noch. Hilfe naht aus dem hohen Norden. Mit dem finnischen Nahrungsmittel- und Stärkekonzern OY Vehnä AB Raiso findet Crespel & Deiters den gewünschten Partner zur Erschließung des europäischen Papierherstellungsmarktes. Am 9. März 1979 werden die Verträge für ein 50:50 Joint Venture zwischen Crespel & Deiters und Raiso unterschrieben.

Das Kind braucht einen Namen

 Das Firmenlogo DEFIN für das deutsch-finnische Joint Venture 1979

Das Firmenlogo DEFIN für das deutsch-finnische Joint Venture 1979

Der Name der neuen Tochtergesellschaft ist kreativ wie logisch. DEFIN soll die neue GmbH heißen. Die erste Silbe leitet sich aus dem Firmennamen „Deiters“, die zweite Silbe aus dem Heimatland von Raiso, Finnland, ab. Auch das latinische Wort „finalis“ für endgültig spielt eine semantische Rolle. Denn schließlich will das Unternehmen Hochleistungsklebstoffe für die Papierindustrie produzieren – und die müssen das Produkt endgültig fest zusammenhalten.

Baustelle Zukunft

Die Partnerschaft beginnt vielversprechend. Raiso bringt in die neue Geschäftsbeziehung das technische Verfahren zur Flüssigmodifizierung ein, mit dem oxydierte und primär kationische Weizenstärkeprodukte für die Papierindustrie produziert werden. Crespel & Deiters stellt in Ibbenbüren Grundstück und Produktionshalle zur Verfügung und ist verantwortlich für die Lieferung der benötigten Weizenstärkemengen. Um die technische Ausstattung kümmern sich beide Unternehmen gleichermaßen. Und wieder wird in Ibbenbüren für die Zukunft gebaut.

Das Ziel fest im Blick

DEFIN-Anlage zur Produktion oxydierter, primär kationischer Weizenstärkeprodukte für die Papierindustrie bei Crespel & Deiters

DEFIN-Anlage zur Produktion oxydierter, primär kationischer Weizenstärkeprodukte für die Papierindustrie bei Crespel & Deiters

Die Entwicklung und Herstellung der neuen Produkte beginnt mit viel Enthusiasmus. Doch so gut die Idee ist, so spannungsreich gestaltet sich die Umsetzung. Das Raiso-Verfahren erzielt bei der hergestellten kationischen Weizenstärke nicht die gewünschte Qualität. Schnell stockt der gerade erst angelaufene Vertrieb, was die DEFIN GmbH an den Rand der Insolvenz bringt. Doch Crespel & Deiters glaubt an das neue Produkt. Der Spezialist für Weizenstärke beginnt auf eigene Faust, weitere Anwendungsgebiete für native Weizenstärkeprodukte zu entwickeln. Zu dieser Zeit sind die deutsch-finnischen Partner durch unterschiedliche Zielvorstellungen und Lösungsansätze längst weit auseinandergetrieben. Nach siebenjähriger Zusammenarbeit wird das Joint Venture 1986 beendet und Crespel & Deiters übernimmt alle Anteile von Raiso.

Von DEFIN zu C&D Corrugating & Paper

C&D Corrugating & Paper entwickelt und produziert heute für die Wellpappenindustrie weizenstärkebasierte Hochleistungsklebstoffe, die die Leistungsfähigkeit der Wellpappenanlage bei optimiertem Energie- und Klebstoffeinsatz ausnutzen und eine konstante Produktionsleistung durch gleichmäßig hohe Performance der Klebstoffe ermöglichen.

C&D Corrugating & Paper entwickelt und produziert heute für die Wellpappenindustrie weizenstärkebasierte Hochleistungsklebstoffe, die die Leistungsfähigkeit der Wellpappenanlage bei optimiertem Energie- und Klebstoffeinsatz ausnutzen und eine konstante Produktionsleistung durch gleichmäßig hohe Performance der Klebstoffe ermöglichen.

Mit den eigenentwickelten Produkten steigt Crespel & Deiters jetzt alleine in den Markt ein. Mit Erfolg: Der Umsatz wächst rasant, die Papierindustrie nimmt die neuen Weizenstärkeprodukte des Unternehmens gut an. 1988 ist DEFIN eine feste Größe. Um die Märkte noch gezielter bedienen zu können, beschließt Crespel & Deiters, seine Produkte in zwei Sparten aufzuteilen. Im Food-Bereich werden weiterhin Weizenstärke und Vitalkleber hergestellt. Im Non-Food-Bereich entwickelt und produziert das Unternehmen jetzt Hochleistungsklebstoffe für die Papierindustrie. Crespel & Deiters stellt damit strategisch die Weichen für den heutigen führenden Non-Food-Bereich C&D mit Corrugating & Paper, Technical Applications und Petfood & Feed.

Heute ist C&D Corrugating & Paper einer der führenden Hersteller von maßgeschneiderten Klebstoffkonzepten für die Wellpappenindustrie. Doch vergessen hat Crespel & Deiters seine Anfänge im Non-Food Bereich nicht. So stand der Name DEFIN Pate für die heutigen Produktnamen DEFINOL (Trockenrohstoffe) und DEFINA (Flüssigrohstoffe) von C&D Corrugating & Paper.